Thutmosis III. wird im Volksmund – wenn man das so nennen kann – gerne “der Napoleon Ägyptens” genannt. Diese Bezeichnung kommt nicht von ungefähr, denn in seinen 32 Jahren der Alleinherrschaft, bzw. in seinen 54 Regierungsjahren (wenn man die Herrschaft Hatschepsuts mit einbezieht) unternahm er mindestens 16 Feldzüge, darunter die berühmte Schlacht von Megiddo.
Die Informationen über die Schlachten und Feldzüge des 6. Pharaos der 18. Dynastie gewinnen die Wissenschaftler von Tempelinschriften, königlichen Dekreten auf Stelen und von biographischen Inschriften hoher Beamter, Priester oder Würdenträger. Der oben abgebildete Text stammt von dem in New York aufgestellten Obelisken. Er berichtet über die Taten des großen Thutmosis III. und kann demnach beispielsweise als Quelltext für eine Rekonstruktion der damaligen Situation herangezogen werden.
Thutmosis III. Andere Hinweise über das Leben und die militärischen Ereignisse unter Thutmosis III. liefert exemplarisch die Stele des Herrschers, welche er in Napata (Gebel Barkal) am 4. Nilkatarakt aufstellen ließ, die Stele im Tempel von Amant oder – die wohl wichtigste Inschrift – der Hieroglyphentext auf einer Wand im Tempel von Karnak. Der zuletzt erwähnte Text ist eine Art Tagebuch, welches Schreiber während der Feldzüge führten. Dieser Text wurde erst im Nachhinein, d.h. im 40/42 Regierungsjahr des Pharaos erstellt, kann aber – so T. Kühn (2001) – durchaus als authentisch angesehen werden. Durch diese Inschriften bekommen wir heutzutage ein Bild der militärischen Operationen.
Thutmosis III. gelang es in den 20 Jahren seiner Alleinherrschaft die Grenzen Ägyptens – im Norden bis an den Euphrat und im Süden bis zum 4. Katarakt – auszuweiten. W. Helck bezeichnete ihn demnach als “[…]denjenigen König der 18. Dynastie, der zielbewusst versucht hat, Ägypten zu einer Weltmacht zu erheben.” (W. Helck zit. n.: T. Schneider (2002)).
Seine Alleinherrschaft nach dem Tod Hatschepsuts ist demzufolge durch die militärischen Ereignisse bestimmt, während die ersten Jahre als Mit- bzw. Co-Regent durch ständiges Lernen, das Dasein als Imutef-Priester (ein Priesteramt das häufig von Prinzen ausgeübt wurde) im Tempel von Karnak und durch einzelne königliche Pflichten – zu denen er in jugendlichen Jahren ausgebildet wurde und somit dazu fähig war – wie beispielsweise die Einsetzung des Wesirs Wesrer-Amun im Jahr 5, die Einrichtung einer Opferstiftung an Amun-Ra im Jahr 7 oder eine weitere Opferstiftung an Amun-Ra im Jahr 15. Zu den Pflichten des jungen Mitregenten zählen demnach kultische Handlungen und Opferriten sowie Ernennungen und Einsetzungen die ganz alleine in Thutmosis III. Namen verfügt wurden.
Die Schlacht bei Megiddo
Zu der Ende der Herrschaft Hatschepsuts wurde die latente Kontrolle Ägyptens über den syrisch-palästinischen Raum prekär. Zu dieser Zeit entstand in Syrien ein Bündnis zwischen den Stadtherren und der Großmacht Mitanni. Im Zentrum dieses Bündnisses unter dem Fürsten von Kadesch lag die gleichnamige Stadt: Kadesch. Im Jahre 22 der Herrschaft Thutmosis III. machte sich das ägyptische Heer, mit Thutmosis an der Spitze, auf in Richtung Syrien, um dort die entstandene Föderationsarmee zu schlagen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Ägypten schon große Teile Syriens und Palästinas verloren und konnte nur noch die Festung Scharuhen in Südpalästina halten.